Aufstand im Flüchtlingslager

AUSTRALIEN Nach gewaltsamen Protesten von Migranten gegen die lange Internierungszeit wird ein Lager auf Nauru geschlossen. Zuvor hatte Premier Kevin Rudd eine Verschärfung seiner Politik angekündigt

CANBERRA ap/afp/dpa | Nach Randale und einem Feuer hat Australien ein Flüchtlingslager auf der Pazifikinsel Nauru vorerst geschlossen und rund 420 Bewohner in Zelten untergebracht. Vier Insassen wurden verletzt. Etwa 125 weitere Asylsuchende seien wegen der Zerstörung ihres Lagers in Polizeigewahrsam, erklärte die australische Einwanderungsbehörde am Sonntag. Sie sollen am Freitag an Ausschreitungen beteiligt gewesen sein, die letztlich in dem Brand endeten und einen Schaden von umgerechnet rund 42 Millionen Euro in dem Auffanglager anrichteten.

Die Asylsuchenden hatten mit selbst gebauten Waffen die Kontrolle über das Lager übernommen. Nach Angaben des ortsansässigen Fotografen Clint Deidenang wurden mehrere Gebäude in Brand gesetzt. Zahlreiche mit Rohren und Macheten bewaffnete Einwohner der Insel seien schließlich der Polizei zur Hilfe geeilt, was zum Ende der Revolte geführt habe. Der Präsident des Inselstaats, David Adeang, erließ ein Notverordnung, um private Sicherheitsdienste einsetzen zu dürfen.

Ian Rintoul von der Organisation Refugee Action Coalition sagte, die Flüchtlinge hätten seit Monaten geplant, aus dem Lager auszubrechen, um gegen die lange Internierung bis zur Bearbeitung ihrer Asylanträge zu protestieren. „Die Proteste vom Freitagabend waren als Ausbruch und als Marsch zum Flughafen und zurück geplant“, sagte er. „Offensichtlich gab es weit mehr Widerstand als erwartet.“ Die meisten Flüchtlinge, die sich dem Protest angeschlossen hätten, stammten aus dem Iran, den Palästinensergebieten, dem Libanon und dem Irak, fügte er hinzu. Nach unbestätigten Berichten wurden bei den Protesten auch 15 Bewacher verletzt.

Erst am Freitag hatte der australische Premierminister Kevin Rudd eine Verschärfung der Flüchtlingspolitik angekündigt. Er sprach von einer „sehr harten Linie“ im Umgang mit Bootsflüchtlingen. Diese sollen, sofern sie Australien erreichen, sofort nach Papua-Neuguinea verlegt werden und keine Chance auf Anerkennung in Australien mehr bekommen. Wer kein Asyl bekommt, kann zurück in die Heimat oder in einen Drittstaat geschickt werden.

Australien bezahlt Papua-Neuguinea und den Inselstaat Nauru für das Recht, dort Flüchtlingslager zu betreiben. Asylanträge werden dort bearbeitet. Flüchtlingsorganisationen sehen die von Rudd verkündete Verschärfung äußerst kritisch.

Mit 81 Flüchtlingen, die am Wochenende mit ihrem Boot vor der Weihnachtsinsel abgefangen worden waren, werde bereits nach der Ankündigung Rudds verfahren, meldete der Sender ABC. Die Insel ist für Asylsuchende die erste Möglichkeit, australischen Boden zu betreten.